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ÜBER DAS PROJEKT

ReNEW: Rekursive Normenbildung in der Energiewende – Zum Wandel der Energieversorgung

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Rekursive Normenbildung in der Energiewende nimmt drei wichtige Prozesse der Energiewende in Deutschland in den Blick: den Prozess, der sich durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 und seinen Novellen entwickelt (1); die Prozesse, die die Folgen der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 aufgreifen (2) und die, welche die aktuellen Prozesse der Digitalisierung der Energiewirtschaft ansprechen (3).

 

Wir gehen von der Annahme aus, dass ein Gelingen der Energiewende wesentlich davon abhängt, ob eine neue normative Basis entstehen kann. Dabei betrachten wir die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die neue normative Ordnung als grundsätzlich ergebnissoffen. Anhand der oben genannten drei inhaltlich miteinander verschränkten gesellschaftlichen Prozesse untersuchen wir die fortlaufenden Aushandlungen der normativen Ordnung zwischen verschiedenen Wertvorstellungen und Maximen, etwa zwischen Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit, zwischen Marktprinzipen und Gemeinwohl oder auch zwischen Klima- und Naturschutz. Unter den aktuellen weltpolitischen Bedingungen zeigt sich anschaulich, dass die normative Ordnung stetig neu ausgehandelt wird. So rücken beispielsweise unter dem Slogan „Freiheitsenergie“ Werte wie Versorgungssicherheit und nationale Energieautonomie wieder stärker ins Zentrum gesellschaftlicher Debatten in Deutschland.

Kennzeichnend für die anhaltende Transformation der Energieversorgung im Prozess der Energiewende ist, dass relevante Akteure der Energiewende nicht nur über technische und wirtschaftliche Fragen, sondern auch über die diesen zugrundeliegenden Normen miteinander ringen und darüber die Energiewende sowie die Energieversorgung maßgeblich prägen. 

Wir untersuchen das Rechtssystem als prominenten Ort, an dem gesamtgesellschaftlich um Normen gerungen wird. Im thematischen Feld der Energiewende untersuchen wir, wie heterogene Akteure (Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Branchenverbände, Behörden usw.), indem sie sich mit dem Thema „Energiewende“ auseinandersetzen, die normativen Vorstellungen der Energiewende mitprägen. Außerdem fokussieren wir die Hauptadressaten der neuen Normen der Energieversorgung: die Energieversorger selbst. Uns interessiert, wie Energiekonzerne, mittelständische Unternehmen, Stadt- und Regionalwerke sowie Energiegenossenschaften externe normative Anforderungen jeweils unterschiedlich respezifizieren, d.h. wahrnehmen, filtern und konkretisieren (etwa durch Investitionen). 

Die Energieversorger entwickeln ihre Aktivitäten nicht im Alleingang. Sie bringen diese vielmehr im Austausch und in Auseinandersetzungen mit NGOs, Verbänden, Forschungsinstituten oder politischen Akteuren hervor, schreiben sie in diesem Kontext fort oder verändern sie unter Umständen. Im organisationalen Feld „Energiewende“ gebildete Allianzen tragen sogar zur Veränderung des Rechts bei. Vorschläge aus dem Feld determinieren jedoch nicht die normative und die rechtliche Entwicklung. Vielmehr werden diese wiederum im und durch das Recht und die Politik rekursiv erneut spezifiziert. 

 

Die umkämpften Prozesse der Herausbildung der normativen Ordnung der Energiewende erfassen wir mittels der Konzepte „Rekursivität“ und „Respezifikation“, die auf zentrale Mechanismen der Entwicklung der normativen Ordnung der Energiewende verweisen. 

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